Transformatives Lernen in der gewerkschaftlichen Bildung als nachhaltige Entwicklung
Den gewerkschaftlichen Bildungseinrichtungen kommt bei der Qualifizierung der Beschäftigten für sozial-ökologische Transformationsprozesse eine zentrale Rolle im Rahmen der beruflichen Weiterbildung zu. Transformatives Lernen ist dabei ein zentrales Element für den Erwerb von Schlüsselkompetenzen für Nachhaltigkeit und hilft, diese durch Reflexion und Erprobung verschiedener Bedeutungsperspektiven zu erwerben. Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, inwieweit Ansätze des transformativen Lernens in die gewerkschaftliche Bildung für nachhaltige Entwicklung integriert sind.
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden theoriegenerierende Experteninterviews nach Bogner und Menz (2002) mit dem DGB als Dachverband und den drei Gewerkschaften IG Metall, IGBCE und ver.di durchgeführt. Die 12 durchgeführten Interviews wurden mit Hilfe einer qualitativ strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ausgewertet und untersucht, a) welche Lernziele, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von Transformationskompetenz, dort im Fokus stehen, b) über welche Lerninhalte ein Lebensweltbezug hergestellt wird und c) welche Lernmethoden eingesetzt werden.
Gewerkschaften fungieren als Vermittler zwischen gesellschaftspolitischen Diskursen und betrieblicher Praxis. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist daher von Zielkonflikten und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsdilemmata geprägt. Die Analyse zeigt, dass das transformative Potenzial gewerkschaftlicher Bildungsarbeit bisher zu wenig im Fokus steht. Allerdings geht gewerkschaftliche Bildung für nachhaltige Entwicklung über reine Wissensvermittlung hinaus. Vor allem die Betonung der kollektiven Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung ist ein Spezifikum. Individuelle Verantwortungsappelle werden dagegen eher kritisch gesehen. Der tatsächlichen Erprobung und die Festigung neuer Bedeutungsperspektiven kommt bisher nur eine geringe Bedeutung zu – zur Publikation
Transformative gewerkschaftliche Bildung – ein Vergleich der Theorie der Arbeiterbildung und der Theorie transformativer Bildung für nachhaltige Entwicklung
Gewerkschaften können sowohl als Verhinderer als auch als Ermöglicher einer sozial-ökologischen Transformation auftreten. Es ist gerade die Arbeitswelt, in welcher die Arbeitenden in ihrer Doppelrolle als Konsument*innen und Produzent*innen adressiert werden. In der politischen Bildungsforschung wird der Arbeitsplatz bisher noch zu wenig als Lernort begriffen. Dabei finden sich transformative Lernansätze bereits in der Theorie der Arbeiterbildung (siehe Negt 1981).
Der Text arbeitet deshalb zentrale Elemente transformativer gewerkschaftlicher Bildungsarbeit und transformativer Bildung für nachhaltige Entwicklung heraus und vergleicht die beiden Lerntheorien miteinander, um daraus Schlussfolgerungen für eine transformative gewerkschaftliche Bildungsarbeit zu entwickeln. Die Relevanz wird am Beispiel der imperialen Lebensweise verdeutlicht.
Kernelemente beider Konzepte sind die Lernmethoden, -inhalte und -ziele sowie die Rollen von Lernenden und Lehrenden und die zu erwerbenden Kompetenzen. Aus dem Vergleich der beiden Lerntheorien ergeben sich zentrale Gemeinsamkeiten (z.B. bei den Lerninhalten oder der Rolle der Lernenden und Lehrenden) und Anknüpfungspunkte (z.B. bei der Lerntheorie oder den Lerninhalten), aber auch wesentliche Unterschiede (z.B. bei den Lernmethoden oder den Kompetenzen).
Die Wichtigkeit des Aufzeigens von (Nachhaltigkeits-)Dilemmata sowie der Rückkopplung an die Lernenden wird durch den Vergleich verdeutlicht. Für eine transformative gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist es darüber hinaus unerlässlich, dass betriebliche Praxisprojekte und Nachhaltigkeitsprobleme identifiziert und der Arbeitsplatz als erweiterter Lern- und Experimentierraum für die Umsetzung sozial-ökologischer Projekte begriffen wird – zur Publikation
Einflussfaktoren für die Entscheidung von Betriebsrät*innen Angebote einer gewerkschaftlichen Bildung für nachhaltige Entwicklung wahrzunehmen
Gewerkschaften agieren an der Schnittstelle von sozialen und ökologischen Zielkonflikten. Gewerkschaftliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (GBNE) ist dabei essentiell um Unsicherheiten und Widerstände der Beschäftigten in Bezug auf Klimaschutz aufzugreifen und Ängste abzubauen. Gleichzeitig steckt die Entwicklung gewerkschaftlicher Bildungsangebote für Nachhaltige Entwicklung noch in den Anfängen (von Jorck et al., 2023) und die Nachfrage nach solchen Angeboten ist vielfach gering.
Die Studie geht daher der Frage nach: „Welche Merkmale eines GBNE-Angebots führen zu einer Anmeldung seitens der Betriebsrät*innen?“ um zentrale Einflussfaktoren für die Entscheidung von Betriebsrät*innen, GBNE-Angebote wahrzunehmen, zu identifizieren.
Hierzu wurden fünf problemzentrierte Interviews nach Witzel (2020) mit Personen innerhalb des gewerkschaftlichen Bildungsbereichs durchgeführt. Zudem wurden ergänzend schriftliche Dokumente je einer gewerkschaftlichen Bildungseinrichtung der IG Metall und ver.di ausgewertet.
Die zentralen Einflussfaktoren lassen sich in strukturelle Rahmenbedingungen, Veränderungsmöglichkeiten, Lebensweltorientierung, Rolle der Lehrpersonen und Relevanz der Bildungsinhalte untergliedern.
Die Studie zeigt, dass die Berücksichtigung von zeitlichen Rahmenbedingungen, das Aufzeigen von konkreten Handlungsoptionen und Best-Practice-Beispielen, sowie die verstärkte Beziehungsarbeit zu den Betrieben zu einer erhöhten Nachfrage an GBNE-Fortbildungen führen kann – zur Publikation
Betriebliche Nachhaltigkeitsdilemmata – Erweiterter Lernort Arbeitsplatz
Gewerkschaften sind durch die sozial-ökologische Transformation mit zentralen Nachhaltigkeitsdilemmata konfrontiert.
Der Text stellt verschiedene Arten von Dilemmata vor und zeigt, wie mit der Methode des Design Thinking gewerkschaftliche Bildung für nachhaltige Entwicklung Dilemmata ko-kreativ bearbeitet werden können. Gewerkschafter*innen sollen so unterstützt werden, verschiedene Transformationskompetenzen über praktisches Lernen in den Betrieben zu entwickeln.
Neben dem Aufzeigen von Nachhaltigkeitsdilemmata sind die Entwicklung und Visualisierung von Lösungsvorschlägen für den eigenen Betrieb Kernelemente der Design Thinking Methode. Ein praktisches Beispiel ist das Projekt „Education for Sustainable Unionists“, in dem drei Prototypen für Lösungsvorschläge entwickelt und eigene Transformationsprojekte in den Betrieben der Gewerkschafter*innen umgesetzt wurde – zur Publikation